„Ineffizienz verdirbt den Charakter“ – so war ein Interview mit Frank-Jürgen Weise, dem ehemaligen Vorstand der Bundesagentur für Arbeit betitelt (FAS, 08.10.23). Eine erste Feststellung: Es ist bequem, auf „zuviel Bürokratie“ zu schimpfen. Das Bewusstsein daran wachzuhalten, dass eine funktionierende Bürokratie erst freies Wirtschaften ermöglicht, ist sehr wertvoll.
Als Wirtschaftsteilnehmer ist man immer interessiert an Benchmarks und schaut, „wie es die Besten“ machen. Häufig werden heutzutage dann Tesla, Amazon, Google, Microsoft aufgeführt. Das ist ein reduzierter Blick und eine zu einfache Bewertung. Diese Sicht hat auch das Potential unglücklich zu machen.
Tausende mittelständische Unternehmen sorgen hierzulande dafür, dass Menschen Arbeit haben, Familien ernähren können. Eine wertschätzende, integrierende Firmenkultur ist heute fast überall Standard. Mittelständische Strukturen sind ein Anker dafür, dass die Lohnschere zwischen Arm und Reich hier noch halbwegs verträglich ist und wir damit gesellschaftlich friedlich zusammenleben.
Warum ist das Hinterfragen und Aktualisieren von Prozessen nötig?
Wenn ich als Personalberater und Unternehmer die Wirtschaft beobachte, dann habe ich oft das Gefühl, dass der operative Arbeitsalltag – flapsig gesagt - vom Denken abhält. Im Klein-Klein verliert man leicht den Blick für Wesentliches, das Bewusstsein für wichtige Ziele und Prinzipien aus den Augen.
Es ist so wichtig, immer wieder zu hinterfragen bzw. bewusst zu machen: Warum machen wir das hier eigentlich? Für wen machen wir das eigentlich? Was braucht der „Kunde“ wirklich? Man muss aus meiner Sicht in der Wirtschaft nicht immer die ganz grundsätzlichen, existentiellen Fragen stellen. Klimawandel, Weltfrieden… das ist ein bisschen groß für den Einzelnen. (Trotzdem können und müssen wir natürlich als Individuen bei uns anfangen!) Jeder - ob Unternehmer, Arbeitnehmer, Selbstständiger oder eben auch Behörde – trägt dazu bei, seinen Kunden einen Mehrwert zu schaffen. Das ist die einzige Berechtigung für die Existenz von Unternehmen und für die Zahlung von Gehalt.
Fast jeder in den Unternehmen und in der Verwaltung, so der Artikel von Frank-Jürgen Weise, wünscht sich, effizient und vernünftig zu arbeiten. Eine sehr erfolgreiche Methodik, die Mitarbeitenden in die Gestaltung einzubeziehen, ist das agile Framework OKR (www.helloagile.de)
Das Wichtigste, was eine Regierung für ein Land erhalten muss, ist Frieden. Und dazu gehört Demokratie und Bildung. Über den „Rest“ kann man unterschiedlicher Auffassung sein und verhandeln.
Eine der wichtigsten Antriebsfaktoren für menschliches Handeln ist das menschliche Bestreben, „es besser zu haben“, „mehr zu haben“, „ sich mehr gönnen zu können“ oder „unabhängig zu sein“.
Diesen Antrieb müssen wir erhalten und nutzen. Es ist der Garant für unseren zukünftigen Wohlstand.
Warum ich diesen Blog-Artikel schreibe ist, weil es mir persönlich wichtig ist, dass wir verstehen, wie wichtig Wissen ist gepaart mit der Fähigkeit und Bereitschaft sich auf komplexe Zusammenhänge einzulassen. Dazu gehört auch, andere Einschätzungen zu hören und zu verarbeiten. Toleranz, Wertschätzung und eine integrative Haltung sind wichtige Voraussetzungen dafür, persönlich miteinander im Reinen zu bleiben und trotzdem fachlich streiten zu können, um uns als Gemeinschaft, als Organisationen weiterzuentwickeln.
„To break the rules, you must first master them.“
Es ist zu einfach, selbstbezogen und rechthaberisch, losgelöst von vorhandenem Wissen und Strukturen, quasi auf der grünen Wiese etwas „besser zu wissen“. Bitte nicht falsch verstehen! Vor lauter Bäumen den Wald noch zu erkennen, klare Gedanken zu fassen und einen Anspruch zu formulieren ist total wichtig.
Deswegen – und das ist der zweite große Aufruf im Artikel - sind für größere Organisationen wie Unternehmen, Behörden oder eben den Staat neben gemeinsamen Werten und Zielen, eben gute Prozesse und letztlich eben Neugier, Technologieoffenheit und Entwicklungswille (neudeutsch: Transformationswille) so wichtig. Denn sonst besteht die Gefahr, die Menschen zu verlieren, weil sie überwiegend das Gefühl haben, außerhalb des Systems besser voran zu kommen.
Diese ständige Erneuerung zu organisieren (zu fordern und zuzulassen), das ist die Aufgabe von Führungskräften. Dazu gehört auch, lohnende Ziele (ja, und auch Visionen) zu finden und zu formulieren, um allen Beteiligten eine Orientierung zu geben, wo „Norden“ ist und bewusst zu halten, wofür wir arbeiten und wonach gute Arbeit bewertet wird. Denn "Ineffizienz verdirbt den Charakter". Und das wollen wir nicht.